Erderwärmung: Ölmagnaten gegen Klimawissenschaft
97 Prozent aller Klimawissenschaftler sind sich einig darüber, dass sich das Klima in historisch beispiellosem Ausmaß verändert und menschliche Einwirkung dafür verantwortlich ist. Regierungen weltweit haben sich nun im Pariser Klimaabkommen verpflichtet, die Ursachen zu reduzieren und zu beseitigen. Das hat länger gedauert, als es dem Planeten Erde gut tut.
Einer der Gründe für die Verzögerungen sind die subtilen Gegenstrategien von Wirtschaftsunternehmen, die am Status Quo verdienen. Als sehr effektiv hat sich zum Beispiel das gezielte Säen von Zweifeln erwiesen: Zweifel an der Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Resultate und an der Vertrauenswürdigkeit der Forscher. Wenn Menschen Zweifel an der Existenz oder dem Ernst eines Problems haben, werden sie es nicht beheben.
Der Dokumentarfilm – in vorbildlichem, gut verständlichem Englisch – des unabhängigen amerikanischen Nachrichtenkanals The Real News Network stellt die Gebrüder Koch vor, deren Aktivitäten in diesem Sektor sich bis vor wenigen Jahren noch dem Auge der Öffentlichkeit entzogen. Doch die Inhaber von Koch Industries, einem 100-Milliarden-Dollar-Öl-Unternehmen mit Sitz in Kansas, beeinflussen die Klimadebatte in den USA schon seit Jahrzehnten. Sie finanzieren Wissenschaftler und Pseudowissenschaftler, Medien und künstlich geschaffene Bürgerbewegungen, die die Presse und die Öffentlichkeit über den Klimawandel und seine Ursachen gezielt und wirksam fehlinformieren. Über ein Netzwerk von Instituten und Stiftungen manipulieren sie zudem Politiker, Wahlen und Gesetzgebung auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene und tragen so dazu bei, Wissenschaft in den USA zum Politikum zu machen.
Durch die Dokumentation führt Erzählerin Emma Thompson, die sich nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Menschenrechts- und Umweltaktivistin einen Namen gemacht hat.
Zu Wort kommen neben anderen Michael E. Mann, Klimaforscher und Leiter der Abteilung Erdsystemwissenschaft an der Penn State University, Jane Mayers, investigative Journalistin beim Magazin New Yorker und Naomi Oreskes, Geschichtswissenschaftlerin an der Harvard University. Michael Mann und Kollegen zeigten 1999 in einer Studie die Langzeitentwicklung und den plötzlichen kürzlichen Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen. Die grafische Darstellung wurde als Hockeyschlägerkurve bekannt und brachte Mann ins Fadenkreuz der Klimawandel-Leugner.
Mayer recherchierte mehrere Jahre lang über die Gebrüder Koch und ihr Netzwerk von Organisationen; ihr Buch zum Thema, Dark Money, erschien 2016. Oreskes studierte die PR-Strategie des Zweifels; ihre Analyse erschien 2012 unter dem Titel Merchants of Doubt (deutsch: Die Machiavellis der Wissenschaft: Das Netzwerk des Leugnens, 2014).
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